Als er Mitte der 80er angefangen hat, sich aktiv mit HipHop auseinanderzusetzen, hat sich André Romelle aka Dr. Dre vermutlich noch nicht vorstellen können, 40 Jahre später einer der wohlhabendsten und einflussreichsten Rapper und Musikproduzenten der Welt zu sein.
Nach ersten Schritten als Club-DJ und Teil der Elektro HipHop Formation World Wreckin’ Cru ist er dann mit der Rap Gruppe N.W.A. bekannt geworden, die als eine Blaupause der Gangsterrap gelten und die HipHop aus den sozialen Brennpunkten in die Kinderzimmer der weißen Mittelschicht gebracht haben.
Was danach kam ist eine unvergleichliche Erfolgsstory. Legendäre Alben hat Dr. Dre produziert – eigene, aber auch von anderen Rappern wie 50Cent oder Eminem – , Außnahmetalente wie Snoop Dogg entdeckt und gefördert und ist später ins Kopfhörerbusiness eingestiegen.
Das alles wird in der Mini Dokuserie “The Defiant Ones” detailiert und mit vielen O-Tönen von Dre selber, Weggefährten und Konkurenten erzählt.

Es geht in dieser wunderbar produzierten allerdings nicht nur um den HipHop Mogul Dr. Dre und seiner wilden, von Berg- und Talfahrten durchzogenen Karriere. Genauso viel Platz gelassen wird für den aus New York stammenden italo-amerikanischen Musikproduzenten Jimmy Iovine. Iovine war ebenfalls ein talentierter Produzent, bewegte sich musikalisch anfangs allerdings in anderen Gewässern. In seiner Schaffensphase ist er u.a. für “Rattle & Hum” von U2 verantwortlich und hat mit Künstlern wie Bruce Springsteen oder Tom Petty gearbeitet. Er gründete Ende der 80er das legendäre Label Interscope Records, auf dem Platten von so ziemlich jedem relevanten Künstler erschienen sind, wie z.B. (als kleine Auswahl) Lady Gaga, Marilyn Manson, Gwen Stefani, The Black Eyed Peas, aber auch 50Cent oder Eminem.
Und da lässt sich dann wieder die Brücke zu Dr. Dre schlagen, denn mit diesem und mit Suge Knight hat er das Unterlabel Deathrow Records gegründet, der Beginn einer bis heute andauernden Zusammenarbeit, die letztendlich in der Gründung von “Beats Electronics” und der Produktion der beliebten Kopfhörer “Beats by Dr. Dre”.
Und darauf und den Verkauf von Beats Electronics an Apple läuft auch die Dokumentation hinaus und mutiert dann ein wenig zu einem Imagefilm für die Marke. Das und der Fakt, dass die Serie relativ unkritisch ausfällt bleibt unterm Strich aber zu vernachlässigen, denn die Doku ist top produziert und macht Spaß zu schauen, besonders weil eben so viel bislang unveröffentliches Original Footage zu sehen ist und so viele Leute immer wieder zu Wort kommen.
Zu sehen ist das Ganze auf Netflix!