Am heutigen Freitag, den 17. April 2020, ist ein ganz besonderer adidas Schuh auf den Markt gekommen, der ab sofort bei uns im Overkill Onlineshop erhältlich ist. Es handelt sich um den adidas Rivalry Lo “Superstar“, der im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Superstars entwickelt wurde.

Der Schuh ist auf den ersten, vielleicht eher flüchtigen Blick weder als Rivalry, noch als Superstar zu identifizieren. Man muss schon genauer hingucken um zu erkennen, um welchen Schuh es sich hier handelt. Wer dies aber tut und mit beiden Silhouetten vertraut ist bekommt heraus, an welchen Stellen der Rivalry Bezug auf den Superstar nimmt.

Grundlage ist der adidas Rivalry, eine der 80er Jahre adidas Basketballikonen überhaupt. Auf das Upper des Schuhs wurde zumindest ein Teil des Uppers vom adidas Superstar gebracht, der wiederum eine der adidas Basketballikonen der 70er Jahre ist. Der Schuh ist zunächst aufgebaut wie ein normaler Rivalry Low, mit all seinen Layern, Nähten und Winkeln. Auch die Rivalry-typische Sohlenkonstruktion kommt im Prinzip wie immer daher, auch wenn sie nicht zweifarbig ist, aber das haben wir in letzter Zeit ja schon des Öfteren bei den Retro Rivalries gesehen. Wie oben bereits angedeutet, wurde auf das weiße Lederupper des Rivalries aber das Upper des Superstars gedruckt. Wir sehen schwarze Streifen, die einen etwas steileren Winkel aufweisen, als die aufgenähten, Ton in Ton mit dem weißen Upper kommenden Streifen des Rivalries. Eine gegilbte Shelltoe wird auf der Toebox und dem Mudguard angedeutet. Auch die Mittelsohle ist komplett durchgegilbt, was dem Schuh insgesamt einen krassen Vintage-Look gibt. Auf dem Eyestay des Rivalries ist der Verlauf des Superstar Eyestays durch aufgedruckte Nähte angedeutet, welche sich bis zum Forefoot weiter ziehen, quasi bis zum Beginn der aufgedruckten Shell. Dort sind dann tatsächlich Nahtreste auf dem Mudguard zu sehen. Die Zunge stellt den Höhepunkt dar. Auf ihr befindet sich die komplette Draufsicht des Superstars, mit Senkeln, mit Eyestay und mit Zungenlabel. Das aufgedruckte Trefoil auf dem Heeltab samt adidas Branding rührt auch vom Superstar her, denn beim Rivalry ist es eher eingestanzt. Ein absolut verrückter Schuh.

Um so ein bisschen zu verstehen, was, bzw. wer hinter dieser Verrücktheit steckt, haben wir mit Florin Pichler, dem zuständigen Produktmanager bei adidas in Portland gesprochen. Er hat uns einiges zum adidas Rivalry Lo “Superstar“ erzählt, den es ab sofort bei uns im Onlineshop gibt und hoffentlich ab nächster Woche dann auch wieder in unserem Ladengeschäft in der Köpenicker Straße 195A erhältlich sein wird. Außerdem zeigen wir euch noch einige Bilder von Cam Stewart, der als Color Material & 3D Designer bei adidas in Portland an dem Projekt mitgearbeitet hat.

Overkill: Hi Florin, erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, um uns sein paar Fragen zu beantworten. In erster Linie soll es um den neuen adidas Rivalry Low “Superstar“ gehen, den wir bei Overkill im Sortiment haben werden. Doch bevor wir uns dem Schuh widmen und herausfinden, was du eigentlich damit zu tun hast, kannst du dich zunächst einmal vorstellen und etwas zu deinem Sneaker-Background sagen?

Florin Pichler: Hi Ernie, kein Thema freut mich! Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich kein offizieller Sprecher der Brand adidas bin und dass das, was ich hier sage, nicht zwangsläufig auch die Meinung der Marke adidas repräsentiert. Aber nun kurz zu meiner Person: Ich bin Florin, komme ursprünglich aus Italien, habe in Mailand Werbekommunikation und Marketing studiert und nebenbei das online Culture Magazine “Diedlastnight“ gegründet. “Diedlastnight“ war ein erster Versuch Fashion, Streetwear und Musik aus dem Blickwinkel des Konsumenten festzuhalten. Zusammen mit zwei Freunden haben wir “DLN“ zwischen 2006 und 2010 betrieben und haben bis heute ein Fotoarchiv von 30.000 Bildern rund um Streetfotografie, Konzerte, Backstage Fashionshow, Festival in Italien, Spanien, Frankreich…

Ok: Klingt sehr cool. Würden wir außerdem gerne etwas über deinen Werdegang in der Turnschuh-Industrie hören und wissen, an welchen Projekten du bisher mitgearbeitet hast.

FP:  2009 hatte ich die Möglichkeit bei adidas im Brandmarketing Bereich anzufangen. Meine Anfänge waren aber nicht beim Produkt, sondern rund um die Marketingkampagne der Fußball WM 2010 in Südafrika. Die Zeit war super spannend, aber ich wollte mich kreativ mehr challengen und hatte immer die Meinung vertreten, dass das Produkt selbst das ultimative Kommunikationsmedium ist – speziell bei adidas. Ich bin dann relativ bald zu Originals ins Produkt Marketing gewechselt und ich hatte von Anfang an die Chance mit den Superstar und der Basketball Range mit Forum, Rivalry, Decade und Campus zu arbeiten – das war so eine gute Zeit. Es waren auch die letzten 2 Jahre im blauen Originals Container – ich denke immer wieder gern an die Zeit zurück!
Anfang 2013 bin ich dann von Originals weg und zu Running Performance. Das war die Anfangsphase von Boost und Primeknit, irrsinnig spannend, alles war neu, alles war sehr in seinen Anfängen und irgendwie passte das auch zu meiner Person. Mir wurde das Projekt übergeben, einen neuen hochpreisigen Boost Schuh zu briefen, das war 2013, und was rausgekommen ist, ist heute als Ultraboost im Markt bekannt. Neben Ultra, war ich auch zuständig für Energyboost und Pureboost, den damals Kanye 2014 getragen hatte.
Ich habe bis 2015 Ultraboost in Herzogenaurach gemanaged und bin dann mit einem kleinen Team nach Portland, Oregon umgezogen, um das adidas Creation Center für Running in Portland auszubauen.
2018 ging dann meine Reise zu adidas Skate- und Snowboarding, bevor ich dann 2019 die Aufgabe übernommen habe, mit Till Jagla zusammen Global Energy Marketing für adidas aufzubauen, wo ich bis heute für das Creation Center in Portland zuständig bin.
Ich beschreibe mich manchmal als den Produkt Nomaden bei adidas, weil ich in so vielen verschiedene Product Units gearbeitet habe.

OK: Es ist cool mal zu hören, wie so ein Werdegang bei adidas aussehen kann. Danke für diese Insights. Kommen wir nun aber zum Schuh. Aus deiner Vita wissen wir also, dass du Produktmanager bist und verantwortlich für das Projekt Rivalry “Superstar“. Würdest du sagen, dass es sich um eine neue Silhouette handelt, oder doch eher um einen modifizierten adidas Rivalry?

FP:  In meiner neuen Rolle bei Energy ist mir die Möglichkeit gegeben, die Stories rund um adidas Schuhe neu zu verfassen oder aus einem anderen Blickwinkel zu erzählen. Wenn man sich mit der Historie von adidas befasst erkennt man schnell gewisse Meilensteine, die die Richtung der Firma grundlegend verändert haben. Superstar, Stan Smith in den 70s, Forum und Rivalry in den 80s, ZX und EQT 80s und 90s bis hin zu Ultra Boost in den vergangenen Jahren. Diese Homage an Classics und sozusagen einen Superclassic daraus zu machen war die Inspiration zu diesem modifizierten Rivalry. Ein grundlegender Faktor war jedoch auch ein tieferer Gedankengang: wir sind heute in einer Kultur, wo “original content“ gereposted und neu verpackt wird. Irgendwie gibt es keinen richtigen originalen Content mehr in der heutigen Zeit. Alles wird gereposted, re-formated, re-created, re-edited
Bei adidas haben wir das Glück noch “original content“ wie einen Superstar und einen Rivalry zu haben und irgendwie haben mich diese sozialen und kommunikativen Umstände der heutigen Zeit  zu dieser Exekution inspiriert.

OK: Klingt sehr plausibel. Wir können interessante Details am Schuh entdecken. Als ich den Rivalry das erste Mal beim Durchscrollen gesehen habe war mir nicht sofort klar, dass es sich hier um einen Rivalry handelt. Kannst du uns einmal erzählen, mit welchem Ansatz du an das Projekt herangegangen bist?

FP: Bei adidas haben wir das große Glück, dass die Firma von Anfang an Wert darauf gelegt hat die eigene Historie in einem Archiv festzuhalten. Seit meinen Anfangen als Produktmanager habe ich immer wieder das Archiv bei adidas durchforstet und deshalb wusste ich von den originalen Silhouetten des Superstars und dass auch Bildmaterial davon besteht. Zusammen mit dem Archiv-Team, unseren 3D Designern Sam und Chris im Design Team haben wir dann den originalen Superstar von 1970 über das Pattern vom Rivalry gelegt. Rausgekommen ist eine Art 2 in 1 Schuh-Format für Fans von unseren adidas Classics. Und wir haben das Superclassic Pack auch auf andere Silhouetten gebracht.

OK: Da muss ich später noch mal nachhaken. Verwirrend für mich waren auf jeden Fall die Winkel, in denen die schwarzen Streifen auf das weiße Upper gedruckt sind. Die Streifen fallen natürlich zuerst ins Auge, sind aber steiler als die Winkel der Streifen des Rivalries, die ja auch auf dem Schuh vorhanden sind. Welche konkreten Veränderungen habt ihr vorgenommen? An welchen Stellen wird der Rivalry zum Superstar?

FP:  Was ich an diesem Projekt sehr spannend finde ist diese Verwirrung von der du sprichst…die Idee, dass man nicht genau weiß wo der Rivalry beginnt und wo der Superstar endet macht diese Exekution so speziell. Für Detailfans und Kenner der Marke ist es auch spannend zu sehen, wie sich die Winkel der Streifen zwischen einem Modell der 70er und einem Model der 80er Jahre verändert haben. Ein weiteres Detail ist das Verschmelzen von unseren Logos auf der Zunge und dem Heeltab.
Einmal habe ich diese Exekution als eine Art „adidas 3D Bild“ beschrieben. Vor vielen Jahren hatte ich dieses Buch “Das Magische Auge“, in welchem dreidimensionale Illusionsbilder dargestellt waren. Das Projekt erweckt Erinnerungen daran.

OK: Der Schuh ist auf jeden Fall eine Bombe und wird mit jedem Betrachten besser. Er reift sozusagen wie ein guter Wein. Gab es Überlegungen, vielleicht sogar Samples, bei denen die Superstar Shelltoe nicht bloß farblich angedeutet, sondern tatsächlich auf den Rivalry gebaut wurde?

FP: Wir hatten hin und her überlegt aber schlussendlich uns entschieden, unsere eigenen Classics so “original“ wie möglich zu halten – eine Art Respekt gegenüber dem originalen Design und der Idee der Designer von damals.

OK: Zum Abschluss würde uns noch interessieren, ob dies die einzige Rivalry “Superstar“ Version ist, oder ob noch weitere folgen werden?

FP: Im Designprozess vom Rivalry haben wir uns immer wieder die Frage gestellt, welche anderen Modelle Superstars von adidas sind. Ich kann verraten, dass es noch weitere geben wird – nach dem Rivalry werden wir auch einen Stan Smith, einen ZX 8000 und eine adilette mit dem Superstar on top releasen. Alle sind super unique.

OK: Florin, wir bedanken uns für die Zeit, die du uns gewidmet hast und wünschen dir viel Erfolg mit deinen Releases und für deine Zukunft bei den drei Streifen, und dass du gesund durch diese verrückte Zeit kommst.